F5B und gepfeilte Schwanzlose???

Gepfeilte Schwanzlose für F5B oder nur so als Hotliner zu bauen geht durchaus. Wir diskutieren hier mal kurz, was man dabei beachten sollte und wo die Grenzen liegen. Es geht hier wirklich nur um gepfeilte Schwanzlose, bei Brettern, Nurflügeln und Deltas liegen andere Verhältnisse vor, diese Erfahrungen hier sind daher nicht einfach übertragbar, zu unterschiedlich sind die aerodynamischen Voraussetzungen.

Fangen wir mal mit den Profilen an: Das S5010 (ausgedünnt 8-9%) ist für solche Ambitionen erste Wahl. S5020 hat etwas zu viel Wölbung (2,6%) für F5B. Flächenbelastungen sind gut fliegbar bis 80g/dm², über 80 etwas tricky und über 90 nicht empfehlenswert. FAI 75g/dm² sind also kein Problem


Bild 1: Zweimal HS40, V3 und V4. Ein F5B Versuch...

Winglets wirken wie mehr Fläche, man sollte sich gut überlegen, ob man sie einbaut. Der Geradeausflug ist ohne Winglets etwas schneller als bei den Leitwerklern, die Wenden sind dafür etwas weiter. Mit Winglets ist das cAmax zwar merklich höher, aber das kann auf der Profilseite kompensiert werden, indem man ein stärker gewölbtes Profil einsetzt.

Beispiel: S5010/8% mit Winglets ist vom cAmax her vergleichbar mit dem S5020/8% ohne Winglets. Dann noch 0° oder etwas negative V-Form einbauen und schon sind wir glücklich.

Die fehlenden Landeklappen (Gewichtsvorteil) merkt man nach ein paar Tagen nicht mehr, S-Kurven helfen Höhe und Speed schnell abzubauen. Beim Hin- und Herwedeln verliert die Kiste speziell mit Winglets derart viel Höhe, daß es kein Problem ist, damit zu Landen.
Voraussetzung dafür ist aber eine passende Schwerpunktlage, bei Schwerpunktvorlage kann man die Kiste nicht langsam machen, sie fängt fies an zu nicken und wird nicht langsam. Solche Landungen enden meistens mit Drehern. Das Rumpfende knickt dabei leicht ab, aber deswegen haben wir ja einen Kevlarrumpf. Man sollte deshalb ganz schnell versuchen, an eine hintere Schwerpunktlage heranzukommen, sonst werden Landungen zu mittleren Katastrophen. 12-14% geometrisches Stabilitätsmaß haben sich bei diesen geringen Streckungen und hohen Flächenbelastungen als gut herausgestellt, die genauen Grenzen hängen vom jeweiligen Entwurf ab und müssen wie üblich ausgetestet werden.

Schminkt euch bitte eine Sache ab: Schwerpunktvorlage kuriert bei diesen Kisten nichts, sondern macht alles viel schlimmer! Das steht im Gegensatz zu den Erfahrungen, die die meisten mit NF-Seglern gemacht haben. Der Schwerpunkt darf weder zu weit vorne, noch zu weit hinten sein. Wir kratzen mit diesem F5B-Kisten schon ziemlich am Limit rum, das cAmax im Langsamflug ist halt nicht so gewaltig, daher ist auch die Schwerpunktvorlage ein Katastrophenfall für den Spaten geworden, weil nur wenige Plätze einen Landeversuch mit 60-80km/h gestatten. Dabei ist ein zu geringes Stabilitätsmaß aufgrund der hohen Massenträgheit um die Querachse nicht so kritisch wie bei reinen NF-Seglern.

Die These, gepfeilte Schwanzlose dürften max. 60g/dm² Flächenbelastung haben, ist ein Mythos (Bibel HJU), den man einfach vergessen sollte. Die Wendigkeit ist auch bei 75g/dm² sehr gut, definitiv kein Problem. Die Höhen- Querruderklappen sollten aber länger als die üblichen 50% Spannweite und tiefer als 20%t sein, weil sonst die Wendigkeit um alle Achsen einfach schlechter ist, als sie sein könnte. 55-60%b sowie 25%t sind ein Garant für Spaß in allen Lebenslagen. 50/20 ist die Friedensversion für Sonntage.

Zusammengefaßt ist zu sagen, daß es sauschwer ist, einen wirklich guten F5B Nurflügel zu bauen. Ein gewisses Handikap wird wohl immer bleiben, das der Pilot kompensieren muß, der "Schumachereffekt" wäre also ganz hilfreich. Man sollte also schon etwas idealistisch veranlagt sein, wenn man damit anfängt und sich auf Wettbewerbe traut...

 

© Hartmut Siegmann 2000