F3B ist, wenn...

Hochstart: Elektromotor mit 0,8mOhm Widerstand. Daran ein Akku mit genauer Spezifikation. Dann ein Seil mit fast 50% Bruchdehnung und das Modell kommt sicher in eine erdnahe Umlaufbahn, die man braucht, um solche Wettbewerbe zu gewinnen.

Ansonsten ist eine Umlenkrolle für das Seil dafür da, daß sich ein Helfer mit aller Kraft und dem Modell in der Hand gegen den Elektromotor wehren kann, während er gleichzeitig das Gaspedal durchtritt. Schonmal Vollgas im Auto gegeben und gleichzeitig die Fußkraft des linken Fußes auf der Bremse überprüft? Beispiel Fiat Uno: gewinnt die Bremse, ist alles klar. Gewinnt sie nicht, gewinnt der TÜV bei der nächsten HU. Einer wird gewinnen... oder so. So in etwa muß man sich das vorstellen und das ganze nennt sich Freigeben.

Es gibt leider keine Stilnoten für den künstlerischen Ausdruck, aber man könnte das vermuten, wenn man das zum ersten Mal sieht (sieht aus wie Sch... im Stehen, allerdings erschwert durch Verstopfung, Documenta-verdächtig).

Nun sind wir in der Luft. Aber was jetzt???

Zeitflug: 10min fliegen (12 min. Rahmenzeit), möglichst exakt mit Landepunkt am Ende. Manchmal ist der auch das Ende des Modells, weil das viele Punkte bringt, max 100 für Volltreffer. Da das Modell dann hin ist, ist leider eine Runde im Arsch, weil wir gemeinerweise in einer Runde (Aufgabe A, B und C) jeweils nur eines der Teile destrukturieren dürfen, blöd eigentlich. Falls das heute die letzte Aufgabe der Runde war, hat man ausnahmsweise Glück gehabt.

Streckenflug: 150m in 4min so oft fliegen wie möglich, dafür hat man 6 Minuten Rahmenzeit, um zu taktieren. Einflug an der A-Linie, weil da der Pilot steht, der meint sein Modell zu beherrschen. Dafür gibt es dann die Sicherheitslinie, falls das doch nicht der Fall ist. Das ist dann meistens das Ende für den Flug, außer das Einschlafen des Sicherheitslinienbeobachters verhindert einen spontanen Ausbruch allgemeiner Gerechtigkeit.

Ansonsten fliegt man zwischen 4 und 32 dieser Strecken. Letzteres ist dann der Fall, wenn man meint, einen spontanen Orgasmus eines Piloten miterlebt zu haben. Nein, das wird Dir nie passieren, immer nur Deinem Intimfeind, der gerade mal wieder zufällig in Deiner Gruppe geflogen ist, während Du auf der anderen Seite der Strecke schön im Saufen geflogen bist, weil Dein Helfer... Merk Dir das:

DER PILOT HAT IMMER RECHT! (vor allem und besonders auch wenn er gerade das Saufen gepachtet hat, während die Konkurrenz 1000m darüber in der Hammerthermik kreist)

Nur Helfer verlieren gelegentlich die Übersicht. Nichtsdestotrotz hätten wir jetzt ein Problem, wenn wir Anfänger wären. Aber dafür gibt es ja die BeMod. Wir legen Protest ein, irgendwas wird sich finden lassen. Der Streckenflug ist die protestträchtigste Flugaufgabe. Da muß man nicht lange nachdenken, irgendeinen Protestgrund findet man hier immer. Falls nicht: Immer mal zwischendurch während des Fluges "Behinderung" schreien, das hilft bei der Begründung des Protestes danach.

Speedflug: Die 150m viermal so schnell wie möglich abfliegen. Klingt sehr einfach. Ein Betonbunker wäre mal eine gute Investition für die Zukunft. Wenn man sein Modell bisher noch in einem Stück durch die Aufgaben befördert hat, wird es jetzt Zeit, sein Girokonto zu überprüfen, ob man sich das auch wirklich leisten kann. Falls ja, kann es weitergehen.

Weil die Leute vorher Thermik suchen, die sowieso gewinnen werden, muß man in einer Minute nach dem Ausklinken in die Strecke, sonst wird das zu ungerecht. Dann geht es los: Bist Du unter 14s, kannst Du versuchen einen neuen Weltrekord anzumelden. Wer hier vorne ist, gewinnt oft auch den Wettbewerb.

Die absoluten Experten fliegen gelegentlich so ein, daß sie unter 16 oder 17s fliegen MÜSSEN, um nicht die Rahmenzeit zu überschreiten, der Sportleiter zählt dann, während das Modell mit 200 Klamotten in der Strecke ist, die verbleibenden Sekunden herunter. Nichts für schwache Nerven. Danach weiß man aber auch, warum man nicht selbst der Sieger eines solchen Wettbewerbes ist, sondern solche Leute.

Der Nachstart
Allgemein unterlassen habe ich bisher die Erläuterung der ergänzenden F3B Disziplin namens Nachstart, keine offizielle, aber doch eine sehr interessante Flugaufgabe. Wem F3B allein schon zu langweilig geworden ist, sollte sich hier mal versuchen. Der inoffizielle Rekord liegt bei 4 Nachstarts inkl. gültigem Flug, wenn ich mich recht entsinne.

Was passiert bei Nachstarts? Eigentlich nichts besonderes möchte man meinen, aber... weit gefehlt! Nachzügler punkten, Favoriten vergeigen, Modelle explodieren im Hochstart, Modelle landen in der Windenstrecke, sammeln Seile wie andere Leute Briefmarken, wieder andere Modelle fangen Hochstartseile ein, RC-Anlagen fallen aus, nach vielen Jahren zuverlässigen Dienstes. Natürlich nur, wenn der Wettbewerb bisher gut verlaufen ist und die betreffende Person weit vorne im Klassement liegt.

Solange die meisten Teile noch am Modell sind und die Hälfte der Ruderklappen sich manchmal bewegt, wird gestartet. Das alles passiert natürlich nur, nachdem der erste Start eigentlich ganz gut war, wir aber meinten, in dieser Ameisenkniehöhe nicht arbeiten zu können, woraufhin wir uns zum Nachstart entschlossen haben.

Dank Rahmenzeit kann man bequem dreimal wiederholen, ohne in Hektik verfallen zu müssen. Uns stehen zum Glück viele Helfer (max. 3(?), daher Anzahl der Helfer der Konkurrenz immer beobachten, bei Verstoß natürlich erst nach gutem Flug des Gegners Protest einlegen!!!) und noch mehr Winden zur Verfügung.

 

© Hartmut Siegmann 1999-2000