Heute wollen wir uns mal anschauen, wie bequem man das gewünschte
Profil zu Papier bringen kann. Von Hand nach Koordinaten zeichnen ist
nicht nur nervig und ungenau, sondern auch sehr zeitaufwendig. Und wenn
man nicht gerade Frührentner ist, hat man keine Zeit. Bei Rentnern
sieht es in der Regel auch nicht besser aus....
Darum schauen wir uns mal in Ruhe diesen kleinen Screenshot an:
Sorry für das grün, aber ich liebe diese Hintergrundfarbe nunmal!
Ansonsten sieht das aber ganz praktisch aus, das kleine Kurvenlineal und Millimeterpapier können in Rente gehen. Man kann alles mögliche damit drucken, mit gewissen Einschränkungen – aber mehr dazu später.
Zuerst interessieren die Möglichkeiten und die sind recht vielfältig:
Bei den Parametern Profildicke und Wölbung sollte man ein bisschen vorsichtig sein, sonst könnte man folgende Nasenleistenform erhalten:
Sieht nicht gut aus, wird wohl auch ebenso fliegen. Falls jemand trotzdem sowas baut, übernehme ich keine Haftung! Auch sonst übernehme ich im übrigen keine Haftung für den Unsinn, den ihr treibt, weil schon meine eigenen Ideen zuweilen ziemlich schräg sind. Nein, ich will niemandem was unterstellen, wirklich nicht!
Leider lässt sich mit diesem Programm die Wölbung nicht unter
1% reduzieren, man kann ein gewölbtes Profil also nicht vollständig
entwölben. Es ist allerdings fraglich, ob dies überhaupt notwendig
ist. Ein seltsames Phänomen tritt bei den symmetrischen Profilen
auf. Bei denen wird eine Wölbung von teilweise bis zu 3% ausgegeben!
Diesen Wert sollte man nicht verändern, sonst hat man ein Profil
namens Banane oder Gesäßfurunkel, abhängig vom gewählten
Wert. Das ist sicherlich mehr ein Fall für die freischaffenden Künstler
unter den Lesern.
Die Profilkontur ist dermaßen ruiniert, dass man das Profil mit
einem Buschmesser von Hand genauer schnitzen könnte. Je größer
die Modifizierung, desto größer die Fehler. Wenn man Wölbung
und Dicke nur minimal oder in gleicher Weise verändert (z.B. halbiert),
dann gibt es keinerlei Probleme bezüglich der Form.
Man merkt ganz deutlich, daß das Programm nicht zum Modifizieren
von Profilen geschrieben wurde, sondern in erster Linie zum Drucken der
*.dat Dateien gedacht ist. Und dabei sollten wir es einfach belassen.
Wer vom Änderungsvirus
(oder Wahn?) befallen ist, dem ist eh nicht zu helfen und der braucht
ohnehin andere Software.
Unter "Layout" lassen sich Dicke des Styro-Blocks, die Höhenposition
des Profils im Block, Stationen, Abbrand, Verwindung und die Länge
der Schneiderippen vor und hinter dem Profilende einstellen. Beim Abbrand
sollte man aber unbedingt 0 wählen und den Abbrand zu der Beplankungsdicke
abziehen (dabei bitte nicht vergessen, dass der Abbrand auf der Profilunterseite
größer als auf der Oberseite ist), da der Abbrand nur auf der
Unterseite und nur auf den ersten 15% der Flächentiefe einbezogen
wird!!! Diese Funktion ist also ganz klar als Mist zu bezeichnen, denn
der Abbrand beschränkt sich eben nicht auf die ersten 15% des Profils,
denn wir wollen ja nicht die restlichen 85% des Profils im Block belassen.
Freischaffende Künstler sind hier natürlich ausdrücklich
ausgenommen!
Die Schneiderippen für Ober- und Unterseite muss man dann aber einzeln
drucken, da man die Beplankung und Abbrand für Ober- und Unterseite
leider nicht separat einstellen kann. Auf deutsch gesagt: standardmäßig
müssen wir für Ober- und Unterseite je einen Ausdruck machen.
Da alle erfahrenen Schneider ohnehin eine Schablone für die Oberseite
und eine für die Unterseite anfertigen, ist das in der Praxis nicht
ganz so schlimm, wie es zunächst aussieht, nur darf man die Ausdrucke
nicht vertauschen! Da man einstellen kann, was gedruckt wird, drucken
wir einmal nur die Schneideschablone für die Unterseite und einmal
die für die Oberseite. Dennoch sehr ärgerlich, daß eine
solche Kernfunktion dermaßen unsinnig programmiert wurde, daß
sie nicht nur falsch, sondern schlichtweg unsinnig ist.
Unter "View" lässt sich einstellen, was alles angezeigt wird, z.B. Mittellinie usw. Hier kann man oben genanntes einstellen. Es können die Maße wahlweise in "mm" oder in "Zoll" angegeben werden, das wird unsere amerikanischen Freunde besonders freuen.
Redaktioneller Hinweis: Nur wenn man zuerst die Unterseitenkontur schneidet und dann die Oberseitenkontur, stimmt auch die Abbrandkorrektur. Ein entsprechender Hinweis dazu ist auf der Website Extremflug.de zu finden. (hs)
Nun zu dem ganz entscheidenden Vorteil, den dieses Programm gegenüber Profili V1.2 bietet: Wir können die weit verbreiteten *.dat Koordinaten Dateien verwenden!!! Was bei Profili V1.2 in wilde Tipparbeit ausartete, geht hier blitzschnell. Dabei greift das Programm auf den Ordner zurück, in dem es installiert ist. Man kann das Programm frei auf der Festplatte verschieben, weil es nur aus einer einzigen "exe" Datei besteht, was sehr praktisch ist.
Leider verwendet es als Standardendung *.cor für das, was wir als *.dat Dateien kennen und lieben. Das ist der auf x=1.0 normierte Koordinaten Standard. Zur Erinnerung: *.koo ist der auf x=100 normierte Standard. Man benennt also zum Beispiel die Datei S5010.dat in S5010.cor um und das war es schon. *.koo Files können nach wie vor nicht interpretiert werden!
Das
Koordinaten-Format *.cor entspricht *.dat!
Die *.dat Dateien für Profile kann man direkt auf der Website von Selig herunterladen. Die Koordinaten auf aerodesign.de entsprechen ebenfalls dem *.dat Standard.
Hier noch ein Bildchen:
Hier jedesmal den Dateityp *.dat zu wählen wird nervig. Also lieber gleich in *.cor umbenennen. Man kann Profiltiefen bis ca. 500mm drucken, sollte aber immer im Querformat drucken (File -> Print Setup). Zuguterletzt hier noch der Link zum Download:
Download
Profile V2.2
(Download von aerodesign.de)
Ein ganz schwerwiegender Nachteil ist die Abbrandberechnung, die leider nicht nur unsinnig, sondern komplett falsch ist. Hier ist also jedesmal Handarbeit angesagt, was auf Dauer sehr nervig ist. Die Funktion zum Modifizieren von Profilen ist ebenfalls keine Stärke des Programms, da sie von den üblichen Standards abweicht und mehr als gewöhnungsbedürftig und zudem in ihrer Funktionalität sehr eingeschränkt ist. Dennoch kann Profile V2.2 mit dem Feature des *.dat Imports aufwarten, was ein ganz wesentlicher Pluspunkt gegenüber Profili 1.2 ist, wo Profile nur in Handarbeit eingegeben werden konnten.
Als Profilprogramm ist es aufgrund der genannten schwerwiegenden Mängel
nur bedingt tauglich und ist daher nicht geeignet, handelsübliche
Software wie die von Sielemann oder Wiechers auch nur annähernd zu
ersetzen. Die Software ist primär zum Ausdrucken geeignet und weist
hier leider wiederum eklatante Schwächen auf (Abbrand). Aber im Gegensatz
zu den genannten Programmen ist Profile V2.2 kostenlos erhältlich
und damit im Vergleich ganz klar unschlagbar!
Redaktioneller Hinweis: Diesen Artikel hat Jan Riolo geschrieben, weil ich selbst oft mit anderen Dingen beschäftigt bin. Ganz herzlichen Dank dafür! (hs)
© Jan Riolo 2002
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