Skin-Effekt bei LRK Frequenzen

Peter Rother, Feb.2002

 

Es wurde viel über den Skin-Effekt diskutiert, daß er so groß sei. Dieser Beitrag soll dieser Frage beantworten.

Ist es notwendig eine Litze für die Bewicklung von LRKs zu nehmen?

Was bringt die Bewicklung mit Litze?

 

Welche Frequenzen herrschen in einem LRK

Der 14-poliger LRK350-20 in der meisten Anwendung treibt eine ziemlich große Luftschraube. Gerade dieser Vorteil wollen wir nutzen: kein energieschluckendes Getriebe und trotzdem große Luftschraube mit großem Wirkungsgrad. Bei einer großen Luftschraube bewegen sich die Drehzahlen zwischen ca 4000rpm und 8000rpm.

Nehmen wir eine sogar größere Drehzahl, um spätere Rechnung mit runden Zahlen führen zu können.

Bei einer Drehzahl von 8571rpm=142.9Hz haben wir einen 3-Phasen Wechselstrom von 7 mal größere Frequenz, weil unsere Motor eine magnetische Untersetzung von 7:1 besitzt.

Die Frequenz des Wechselstromes ist:

7*142.9Hz=1 kHz

Bei einer Trapez-Ansteuerung ist der Strom nicht trapezförmig, da sich hier um ein Motor handelt, der seine EMK an den vorbei fliegenden Magneten erzeugt. Die Funktion Kosinus spielt dabei die entscheidenge Rolle. Daraus resultiert, daß der Strom zwar nicht strikt sinusodal ist, aber fast. Die Oberwellen sind vorhanden, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Man kann annehmen, daß 95% des Stromes in der Grundwelle sich befinden.

 

Skin-Effekt in einem elektrischen Leiter

Aus dem Tabellenbuch für Elektrotechnik ISBN 3-88173-059-1 kann man folgendes rauskopieren:

Wie groß ist nun die Wirktiefe bei 1 kHz ?

d=503*sqrt(r/f)=503*sqrt(0.0178/1000Hz)=2.12mm

 Das bedeutet, die Wirktiefe bei 1kHz ist viel größer als der Radius unserer Drähte von 0.5mm. Skin-Effekt hat hier keine Auswirkung.

 

Widerstandserhöhung durch Skin-Effekt

Nochmals das Tabellenbuch:

Berechnen wir nun die Widerstandserhöhung für unsere LRK-Wicklung verursacht durch den Skin-Effekt bei 1 kHz:

Zuerst für die X-Achse:

m*d^2*f/e=1*1^2*1000/e=1000/2.718=368=3.68E2

Der Graph startet aber erst bei 1E5.

 Die Widerstandserhöhung bei 1 kHz ist um einige Größenordnung kleiner als 0.1%. Auch wenn wir 10 kHz, also 10 mal größere Frequenz annehmen würden, wäre die Widerstandserhöhung kleiner 0.1%.

Also alles heiße Luft? Nein, die Litze hat ihre Vorteile:

 

Vorteile einer Litze

Eine Litze besteht aus eine großen Anzahl von dünnen Drähten. In der untersuchten Anordnung aus isolierten 220 Drähten mit 0.1mm Durchmesser.

Es ist also kein normales, flexibles Kabel, wie bei Lautsprecherkabeln, wo keine Isolation zwischen den Drähten vorhanden ist, sondern was spezielles mit folgenden Vorteilen:

  • extrem flexibel
  • sehr einfach in eine Nut eines Motors zu verlegen
  • kann um sehr kleine Radien gelegt werden
  • bei hohen Frequenzen von mehreren hundert kHz niedrigere Widerstand als eines Einzeldrahtes
  •  

    Nachteile einer Litze

    Bei den überzeugten Vorteilen gibt es leider auch Nachteile:

  • sehr empfindlich auf mechanische Beanspruchung
  • einzelne Drähtchen können unsichtbar in einer Wicklung reißen
  • das Ende ist sehr aufwendig abzuisolieren und zu verzinnen (220 Einzeldrähte)
  • nicht verbundenne Drähtchen tragen zur Kapazität zwischen den Wicklungen, nicht aber zur Stromfluß
  • der Füllgrad einer Wickelkammer ist aufgrund des großem Anteils an Isolation wesentlich schlechter, als eines dicken Drahtes
  • Den letzten Punkt haben wir untersucht, da bei unseren LRKs mit niedrigere Spannung ( kleiner als 30V) die Ströme zwischen 15 und 60A liegen. Jeder unnötiger Widerstand soll vermieden werden. Soviel Kupfer wie möglich soll in die Kammer gelegt werden. Mit der Hilfe eines CAD-Programms haben wir möglichst viele Drähte in einer Wickelkammer gelegt. Die Details sind auf der CAD-Zeichnung zu sehen.

     

     Litze 220x0.1mm

     dicke Draht 1x0.9mm

     Gesamt Cu Fläche

     21.5mm2

    26.76mm2 

     Gesamt Isolation

     9.45mm2

    1.76mm2 

    Das Ergebnis: 26.76/21.5=1.25

     Der Widerstand der Wicklung ausgeführt mit der Litze ist um 25% größer als mit einem dicken Draht.

     

    Nun muß jeder für sich entscheiden, ob ihm dieser Zuwachs an Widerstand vertretbar ist, oder nicht.

     

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